Machen wir uns nichts vor: Das Allgäu ist wunderschön, aber wettertechnisch manchmal eine echte Diva. Eben noch Postkartenblau, zehn Minuten später zieht es zu und der berüchtigte "Schnürlregen" setzt ein. Viele Urlauber verfallen dann in Schockstarre im Hotelzimmer. Du nicht. Denn eigentlich ist Regen hier unten im Süden nur die offizielle Erlaubnis, den Tag in warmem Wasser zu verbringen, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben, dass man keinen Gipfel stürmt. Die Dichte an Erlebnisbädern und Thermen ist hier so hoch wie die der Kühe auf den Weiden. Wir haben uns die besten Spots angesehen – von adrenalingeladenen Röhrenrutschen bis zu stillen Ecken, in denen es nach Latschenkiefer duftet.
Der Klassiker mit Weitblick: Aquaria Oberstaufen
In Oberstaufen machen sie keine halben Sachen. Das Aquaria ist so etwas wie die eierlegende Wollmilchsau unter den Allgäuer Bädern. Es liegt direkt an der Alpenstraße und schon beim Reingehen merkst du: Hier wurde Platz nicht gegeizt. Über 1.200 Quadratmeter Wasserfläche sind eine Ansage. Wenn draußen der Nebel tief hängt, ist das Solebecken der Ort, an dem du sein willst. Das warme Salzwasser trägt dich fast von allein, und durch die riesigen Glasfronten starrst du direkt auf die Allgäuer Bergwelt. Das hat was fast Meditatives, selbst wenn ein paar Meter weiter im Sportbecken die Kraul-Profis ihre Bahnen ziehen.
Für den Adrenalinkick zwischendurch gibt es den Wildwasserkreisel. Das Ding zieht einen ordentlich im Kreis, bis man nicht mehr weiß, wo oben und unten ist – herrlich albern, aber spaßig. Die Sprungtürme (3 und 5 Meter) sind eher was für die Mutigen, die sich beweisen müssen. Was das Aquaria aber wirklich besonders macht, ist die Saunawelt. Die Gipfelsauna bietet einen Blick auf den Hochgrat, der so gut ist, dass man kurz vergisst, dass man nackt neben Fremden schwitzt. Ein solider, verlässlicher Tipp für jeden Regentag.
Infos: Zu finden in der Alpenstraße 5, 87534 Oberstaufen. Geöffnet ist täglich von 9 bis 22 Uhr. Infos unter www.aquaria.de oder 08386 – 931 30.
Action total im WONNEMAR Sonthofen
Wenn du Kinder dabei hast oder selbst im Herzen noch zwölf bist, kommst du am Wonnemar nicht vorbei. Das Ding in Sonthofen ist riesig, laut und bunt – und das ist auch gut so. Herzstück ist der Rutschenturm. Vor allem die "Black Hole" ist Kult: Eine schwarze Röhre, in der du von bunten Lichteffekten bombardiert wirst, während du Richtung Wasserbecken schießt. Daneben gibt es noch die Kamikaze-Rutsche, die ihren Namen durchaus zu Recht trägt. Man landet meistens mit einem ordentlichen Klatschen und einem Grinsen im Gesicht.
Das Wellenbecken imitiert alle halbe Stunde die Brandung, was meistens zu großem Gekreische führt (im positiven Sinne). Aber das Wonnemar kann auch anders. Wenn dir der Trubel im "Wonniland" zu viel wird, verziehst du dich in den Palmengarten. Das wirkt tatsächlich ein bisschen wie Tropenurlaub im Allgäu. Ein echtes Highlight für die ruhigeren Momente ist die Latschenkiefer-Panoramasauna. Dieser Duft! Das riecht so intensiv nach Wald und Bergen, dass man sich die Wanderung draußen im Regen fast sparen kann. Massagen gibt es auch, falls der Rücken vom Rutschen zwickt.
Infos: Stadionweg 5, 87527 Sonthofen. Die Rutschen glühen täglich von 10 bis 22 Uhr, Saunafans dürfen ab 12 Uhr rein. Kontakt: www.wonnemar.de/sonthofen/ oder +49 8321 780970.
Klein, aber oho: Alpspitz-Bade-Center (ABC) Nesselwang
Nesselwang fliegt manchmal etwas unter dem Radar, völlig zu Unrecht. Das ABC ist vielleicht nicht so gigantisch wie die Konkurrenz in Sonthofen, aber es hat Charme. "Fein und familiär" trifft es ganz gut. Auf 600 Quadratmetern Wasserfläche drängt sich hier alles etwas dichter, aber die Stimmung ist oft entspannter. Das Erlebnisbecken hat einen Strömungskanal, der einen sanft treiben lässt, und abends gibt es ein Lichtspiel unter Wasser, das ziemlich spacig aussieht.
Der eigentliche Geheimtipp ist aber das Warmwasseraußenbecken. Da liegst du im heißen Wasser, der Dampf steigt auf, und du guckst direkt auf die Alpspitze. Wenn es dann noch leicht nieselt oder schneit, ist das Feeling unbezahlbar. Innen gibt es für die Kids einen Wasserpinguin (frag nicht, muss man sehen) und eine Reifen-Rutsche, die "Crazy Bob". Im Sommer lockt noch ein Naturbadesee, aber wir sind ja heute im Regenmodus. Wer Entspannung sucht, findet sie auf den Whirlpool-Liegen. Die blubbern einem den Stress der Woche einfach weg.
Infos: Badeseeweg 11, 87484 Nesselwang. Unter der Woche ab 10 Uhr, am Wochenende schon ab 9 Uhr bis 22 Uhr geöffnet. Mehr unter www.abc-nesselwang.de.
Der Tropen-Joker: Aqua Mundo in Leutkirch
Okay, Leutkirch liegt geografisch am Rand, aber für das Aqua Mundo im Center Parcs fährt man gerne ein paar Kilometer weiter. Das hier ist eine andere Liga. Wir reden von 6.000 Quadratmetern. Es ist, als hätte jemand ein Stück Amazonas genommen, ein Glasdach drübergesetzt und ins Allgäu verfrachtet. Die Luftfeuchtigkeit ist hoch, überall stehen echte Pflanzen, und es ist warm. Richtig warm.
Die Wildwasserbahn ist hier das Maß aller Dinge. Man wird ohne Reifen durch einen Außenkanal gespült, es geht bergab, um Kurven, man wird unter Wasser gedrückt und taucht japsend wieder auf – grandios. Es gibt auch einen riesigen Wasserspielplatz, das "Water Playhouse", wo eimerweise Wasser von der Decke kippt. Wer Action sucht, nimmt die längste Rutsche, die Center Parcs zu bieten hat. Das Aqua Mundo ist perfekt, wenn du für ein paar Stunden komplett vergessen willst, dass du in Deutschland bist. Man trifft hier viele Leute aus dem Resort, die Stimmung ist international und trubelig.
Infos: Liegt im Center Parcs Park Allgäu, Leutkirch. Ganzjährig offen. Website: centerparcs.de.
Moor und mehr: feelMOOR Therme Bad Wurzach
Jetzt wird es gesund. Bad Wurzach ist bekannt für sein Moor, und das zelebrieren sie in der feelMOOR Therme. Das Ding hat 5 "Wellness Stars" abgeräumt, was in der Bäderwelt so was wie ein Michelin-Stern ist. Es wirkt alles sehr modern, sehr clean, aber gemütlich. Das Thermalwasser ist eine Wohltat für Gelenke, die vom Wandern (oder vom Sofa-Liegen) steif sind.
Spannend ist das römische Schwitzbad – bei 60 Grad hält man es auch länger aus als in der finnischen Sauna, die hier natürlich auch nicht fehlt. Ein echtes Erlebnis ist der Sole-Relaxraum. Die Luft ist salzhaltig, das Licht gedimmt, man liegt da und atmet sich gesund. Es ist der perfekte Ort für Paare oder Leute, die einfach mal ihre Ruhe haben wollen. Kindergeschrei hält sich hier in Grenzen. Denk dran: Auch als Tagesgast solltest du dich vorher anmelden, damit du sicher reinkommst.
Infos: Karl-Wilhelm-Heck-Straße 8, 88410 Bad Wurzach. Täglich 10 bis 22 Uhr. Telefon: +49 7564 3042300, www.feelmoor.de.
Für die Harten: Draußen schwimmen (auch wenn's tröpfelt)
Manchmal ist "Regentag" ja auch Definitionssache. Es nieselt nur leicht? Oder es gibt Wolkenlücken? Dann sind die Freibäder und Outdoor-Parks eine Option für die Unerschrockenen – und oft hat man sie dann fast für sich allein.
Der Aqua Park am Inselsee in Blaichach ist nichts für Warmduscher. Das ist ein schwimmender Hindernisparcours auf dem See. Rutschen, Klettertürme, Trampoline – alles auf dem Wasser. Wenn du eh nass wirst, ist der Regen von oben auch egal. Neoprenanzüge gibt es zum Leihen, was bei Allgäuer Temperaturen oft lebensrettend ist. Der "Blob" (ein riesiges Luftkissen-Katapult) macht irre Laune. (Am Inselsee 2, 87544 Blaichach, aquapark-allgaeu.de).
Das Naturbad Bad Hindelang setzt auf Bio. Kein Chlor, das in den Augen brennt, sondern natürliche Reinigung. Und das Beste: Das Wasser wird mit Hackschnitzeln geheizt. Selbst wenn die Luft kühl ist, hat das Becken angenehme 20 Grad. Es riecht hier nach Holz und Wiese, nicht nach Chemie. (Ostrachstraße 21, 87541 Bad Hindelang).
In Fischen im Familienbad lockt eine 58-Meter-Rutsche. Wer die Gästekarte der Hörnerdörfer hat, kommt sogar umsonst rein. Ein echtes Schnäppchen. Wenn gerade mal kurz die Sonne rauskommt, ist der Blick in die Berge von der Liegewiese aus ein Traum. (Mühlenstraße 26, 87538 Fischen).
Das Freibad Rettenberg hat diesen unverwechselbaren Retro-Charme der 80er Jahre. Es liegt direkt am Kurpark unterm "Wächter des Allgäus", dem Grünten. Wenn es zu nass zum Schwimmen wird, rettet einen das Café Viventus mit hausgemachtem Kuchen. Kuchen hilft schließlich immer gegen schlechtes Wetter. (Bichelweg 4, 87549 Rettenberg).
Zu guter Letzt: Das Waldbad Isny. Ein Natursee, gespeist von Quellwasser. Klarer geht es kaum. Es ist vielleicht das ursprünglichste Badeerlebnis von allen. Wenn der Regen auf die Wasseroberfläche prasselt und man selbst im Wasser schwimmt, fühlt man sich der Natur extrem verbunden. Danach eine Brotzeit in der Jausenstation und die Welt ist wieder in Ordnung. (Lohbauerstraße 61, 88316 Isny im Allgäu).
