Oberstdorf: Wo der Luxus auf der Matte steht
Wer an das Allgäu denkt, hat meist sofort die markanten Gipfel rund um Oberstdorf im Kopf. Zurecht, denn hier ballt sich die alpine Schönheit auf engstem Raum. Doch für Hundebesitzer stellt sich oft die bange Frage: Wohin mit den matschigen Pfoten nach einer fünfstündigen Tour durch das Nebelhorn-Gebiet? In Oberstdorf gibt es darauf gleich mehrere, ziemlich luxuriöse Antworten.
Fangen wir ganz oben im Regal an. Das Hotel Franks ist eine Institution im Ort. Es ist schon bemerkenswert, wie ein 5-Sterne-Haus den Spagat zwischen gehobenem Luxus und Tierliebe schafft. Normalerweise rümpfen Häuser dieser Kategorie ja gerne mal die Nase, wenn ein feuchter Golden Retriever durch die Lobby trottet. Hier nicht. Dein Hund bekommt zur Begrüßung erst einmal ein Paket mit Napf, Decke und Leckerli. Was mir persönlich besonders gefällt, ist die praktische Seite: Es gibt eine spezielle Abtrocknungsstation. Jeder, der schon mal versucht hat, einen triefnassen Hund unbemerkt durch einen hellen Hotelflur zu schmuggeln, weiß dieses Detail zu schätzen. Zwar muss der Wellnessbereich – stolze 3.000 Quadratmeter – hundefrei bleiben, aber das ist hygienisch auch verständlich. Dafür darf dein Begleiter mit in die Lounge, ins Kaminzimmer und auf die Terrasse. Wenn Du also abends noch einen Drink nimmst, liegt der Hund entspannt zu deinen Füßen. Solltest Du doch mal menschliche Exklusivzeit brauchen, lässt sich ein Hundesitter organisieren. Mit 30 Euro pro Nacht liegt die Gebühr im oberen Segment, spiegelt aber den Service wider.
Ein paar Straßen weiter, in der Freibergstraße, geht es im Hotel Filser etwas bodenständiger, aber keineswegs weniger herzlich zu. Das familiengeführte 4-Sterne-Haus punktet mit einer Atmosphäre, in der man sich nicht ständig sorgen muss, ob der Hund vielleicht zu laut atmet. Das Begrüßungspaket ist hier fast schon legendär: Neben Handtuch und Leckerli gibt es Kotbeutel und – man höre und staune – eine Hundezeitung. Ob die Vierbeiner nun den Sportteil oder das Feuilleton bevorzugen, sei dahingestellt, aber es zeigt die Liebe zum Detail. Wenn Du deinen Koffer nicht mit Hundebettchen vollstopfen willst, bekommst Du auf Wunsch ein gemütliches Set mit Decke gestellt. Strategisch liegt das Filser hervorragend, denn die Gassirunden in die Natur starten direkt vor der Tür, und ein Hundesportverein ist nur drei Kilometer entfernt. Ideal, um vor dem reichhaltigen Frühstücksbuffet schon mal Dampf abzulassen.
Wer es noch etwas ruhiger mag und den Trubel des Ortskerns lieber aus der Distanz betrachtet, sollte sich das Naturhotel Waldesruhe ansehen. Der Name ist hier Programm. Etwa 20 Gehminuten vom Zentrum entfernt, hast Du einen unverstellten Blick auf die Skiflugschanze und das Nebelhorn. Hier riecht es morgens nach feuchtem Gras und Tannennadeln. Die Philosophie des Hauses setzt auf Entschleunigung. Pro Zimmer ist maximal ein Hund erlaubt, was für eine angenehme Ruhe im Haus sorgt; Rudelhaltung ist hier also nicht angesagt. Die Gebühr ist mit 22 Euro pro Nacht fair kalkuliert. Besonders nett ist das hundefreundliche Frühstücksbuffet. Es gibt kaum etwas Stressigeres, als den Hund allein im fremden Zimmer lassen zu müssen, während man selbst schnell den Kaffee hinunterstürzt. Hier startest Du gemeinsam in den Tag, bevor es auf die Wanderwege geht, die direkt an der Haustür beginnen.
Balderschwang: Wellness für Fellnasen auf über 1.000 Metern
Wenn Du die Serpentinen nach Balderschwang hinaufkurvst, merkst Du schnell: Hier oben ticken die Uhren anders. "Bayerisch Sibirien" nennen es die Einheimischen liebevoll wegen des vielen Schnees, aber für Hunde ist es schlicht ein riesiger Abenteuerspielplatz.
Das Hotel Hubertus Mountain Refugio Allgäu treibt das Verwöhnprogramm auf die Spitze. Wir sprechen hier von einem exklusiven 5-Sterne-Refugium auf 1.044 Metern. Während Du im Infinity-Pool oder im japanischen Onsen-Becken den Alltag abwäschst (leider ohne Hund), lebt dein Vierbeiner wie Gott in Frankreich – oder eben im Allgäu. Es gibt hier Dinge, von denen manche Menschen nur träumen: Hundebademäntel. Kein Witz. Dazu eine Hundedusche für den Sommer, hochwertige Verpflegung von Happy Dog und eigene Hundetrinkflaschen für unterwegs. Ein cleverer Schachzug des Hotels ist die TeeStube im Lobbybereich. Dort darfst Du mit deinem Hund essen. Das löst das ewige Dilemma luxuriöser Wellnesshotels, in denen Hunde im Restaurant oft tabu sind. Für 30 Euro die Nacht bekommt dein Hund hier ein Rundum-sorglos-Paket, das seinen Preis wert ist.
Ganz in der Nähe setzt Torghele's Wald + Fluh noch einen drauf, wenn es um die gemeinsame Aktivität geht. Die Betreiberfamilie hat sich der Hundefreundlichkeit nicht nur als Marketing-Gag verschrieben. In den speziell ausgewiesenen Zimmern und Studios sind bis zu zwei Hunde erlaubt. Was dieses Hotel aber wirklich einzigartig macht, ist eine Information, bei der man zweimal hinschauen muss: Der Pool ist laut Hotelangaben ebenso für Menschen wie für Hunde nutzbar. In den meisten Hotels ist das Wasser eine strikte Tabuzone für Vierbeiner. Hier scheint man die Philosophie "Natur und Wellness" sehr wörtlich und inklusiv zu nehmen. Rund um das Hotel gibt es massig Platz zum Stöckchen-Apportieren. Es ist der ideale Ort für Dich, wenn dein Hund kein Couch-Potato ist, sondern Action braucht.
Seenlandschaft und Königsschlösser: Füssen und Halblech
Verlassen wir die hohen Gipfel und bewegen uns Richtung Wasser. Das Ostallgäu mit seinen Seen ist für wasseraffine Hunderassen das Paradies schlechthin. In Halblech wartet das Hotel Bannwaldsee. Hier merkst Du sofort, dass die Inhaber selbst wissen, wie ein Hund tickt. Es sind die kleinen Dinge: Die Pfötchen- und Wasserstation am Eingang verhindert, dass Du den halben Bannwaldsee mit ins Foyer trägst. Im Restaurant wurde ein separater Bereich geschaffen, damit Du in Ruhe essen kannst, ohne dass sich dein Hund unter dem Tisch langweilt oder von vorbeilaufenden Kellnern gestresst wird. Ein absoluter Geheimtipp für den Geldbeutel sind die sogenannten "Pfötchenwochen". In diesen Zeiträumen wohnen Hunde kostenlos. Aber selbst regulär ist die Pauschale mit 10 Euro pro Tag fast schon geschenkt im Vergleich zu anderen Häusern. Maximal drei Hunde dürfen mit ins Zimmer – perfekt für Mehrhundehalter, die sonst oft Absagen kassieren.
Ein Stück weiter, in Füssen, liegt das Hotel Sommer direkt am Forggensee. Der Blick auf Schloss Neuschwanstein ist kitschig schön, aber dein Hund wird sich eher für die Wiesen interessieren. Die Zimmer im Erdgeschoss haben oft eine Terrasse oder direkten Wiesenzugang, was den morgendlichen "Gassigang" extrem verkürzt. Für 25 Euro die Nacht ist dein Hund hier willkommen. Der Clou ist aber das Freizeitangebot: Bei der Forggensee-Schifffahrt dürfen Hunde mit an Bord. Das ist Urlaub auf vier Pfoten im wahrsten Sinne. Auch kulinarisch wird niemand ausgegrenzt; im Restaurantbereich "Fräulein Lecker World" sind Hunde gern gesehene Gäste. Während Du später im 2.000 Quadratmeter großen Spa abtauchst, träumt dein Hund auf dem Zimmer wahrscheinlich schon von der nächsten Seerunde.
Von Profis für Profis: Das Sport-Mekka in Oberammergau
Zugegeben, Oberammergau liegt geographisch gesehen schon in den Ammergauer Alpen und damit in Oberbayern, aber es gehört im weiteren Sinne zur Urlaubsregion und dieses Hotel darf in keiner Liste fehlen. Das Hundesporthotel Wolf ist kein normales Hotel, in dem Hunde "auch" erlaubt sind. Hier dreht sich alles um den Hund. Wenn Du mit deinem Border Collie Agility trainieren willst oder dein Schäferhund mal wieder Gehorsam üben muss, bist Du hier richtig. Es gibt drei Trainingshallen und einen eingezäunten Außenplatz von 1.300 Quadratmetern. Das Equipment ist professionell. Besonders fair: Ein Hund pro Person wohnt kostenlos. Für Wasserratten gibt es zwei Hundepools und Hundeduschen. Das ist kein Schickimicki-Urlaub, sondern echter Aktivurlaub unter Gleichgesinnten. Die Lage an der Ammer lädt zu langen Wanderungen ein, bei denen der Hund zwischendurch immer wieder ins Wasser springen kann.
Nachhaltig und mit Weitblick: Marktoberdorf und Oberjoch
Wer Wert auf Architektur und Aussicht legt, sollte das Das Weitblick Allgäu in Marktoberdorf ansteuern. Der Name verspricht nicht zu viel. Von hier aus hast Du die Allgäuer Bergwelt wie auf einem Panoramateller serviert. Auch hier gibt es das Konzept der "Fräulein Lecker World", wo Du gemeinsam mit deinem Hund speisen kannst. Der Hauptrestaurantbereich und das Spa bleiben zwar den Zweibeinern vorbehalten, aber das ist bei einem so modernen Haus mit internationaler Küche und riesigem Wellnessareal auch üblich. Mit 25 Euro pro Nacht liegt die Gebühr im Mittelfeld. Die Lage ist strategisch klug: Du bist schnell in den Bergen, aber auch fix an den Seen.
Zum Abschluss noch etwas für die Öko-Herzen unter uns. Das Biohotel Mattlihüs in Oberjoch (Bad Hindelang) ist Deutschlands erstes Holz100-Hotel. Das bedeutet: Kein Leim, keine Chemie, nur reines Holz. Man schläft dort unfassbar gut, und Hunde scheinen diese natürliche Umgebung ebenfalls zu spüren. Auf 1.200 Metern Höhe ist die Luft dünner und klarer. Alles ist Bio, von der Küche bis zu den Baumaterialien. Mit 25 Euro pro Nacht ist dein Hund dabei. Zwar sind Restaurant und Wellnessbereich tabu, aber im Sommer ist die Terrasse ein wunderbarer Platz für Mensch und Tier. Ein riesiger Pluspunkt ist die Umgebung: Bäche mit Trinkwasserqualität und Wanderwege starten direkt am Haus. Und wenn Du hoch hinaus willst: Die Hornbahn transportiert Hunde, und mit der Gästekarte kostet Dich das keinen Cent extra.
