Ostallgäu & Königswinkel

Vanlife und See-Romantik: Die schönsten Campingplätze am Forggensee

Lass die italienische Riviera für einen Moment außer Acht. Wer braucht schon Meerblick, wenn er stattdessen Märchenschlösser zum Frühstück haben kann?

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Zwischenablage

Es ist schon ein kurioses Phänomen mit diesem See. Wer im späten Winter hierherkommt, blickt oft irritiert auf eine mondähnliche Kraterlandschaft aus Kies und Schlamm. Der Forggensee ist nämlich ein technisches Gewässer, ein Speichersee, dem im Winter schlichtweg der Stöpsel gezogen wird. Aber sobald das Schmelzwasser aus den Tiroler Bergen im Frühjahr hereinrauscht, verwandelt er sich in das größte Gewässer des Allgäus und leuchtet in einem so unverschämten Türkis, dass man fast meint, jemand hätte mit Photoshop nachgeholfen. Für uns Camper ist das hier der "Place to be". Nicht nur, weil die Infrastruktur stimmt, sondern weil die Kulisse einfach diesen kitschig-schönen Faktor hat, den wir insgeheim alle suchen, wenn wir den Zündschlüssel umdrehen.

Das Wetter spielt hier unten am Alpenrand gerne mal verrückt. Innerhalb von zwanzig Minuten kann der Himmel von strahlendem "Königswetter" zu einem grollenden Gewitter umschlagen, das sich an den Bergen festbeißt. Das gehört dazu. Genau wie der Schnürlregen, der, wenn er mal anfängt, auch gerne zwei Tage bleibt. Aber wenn die Sonne rauskommt und die Segelboote wie weiße Tupfen auf dem Wasser tanzen, dann weißt du, warum du hier bist.

Camping Brunnen: Fünf Sterne für den "Kini"

Wenn es einen Platz gibt, der fast schon unverschämt perfekt liegt, dann ist es dieser. Man muss ehrlich sein: Wildes, einsames Campen ist das hier nicht. Es ist eher die Luxus-Loge des Allgäus. Camping Brunnen liegt auf einer Halbinsel, die so weit in den See ragt, dass man fast nasse Füße bekommt. Der Blick hinüber zu den Schlössern Neuschwanstein und Hohenschwangau ist derart direkt, dass man fast meint, Ludwig II. könnte jeden Moment vom Balkon winken.

Die Anreise ist denkbar simpel, fast schon zu einfach für echtes Abenteuerfeeling. Du rutschst quasi von der A7 bei der Ausfahrt Füssen runter, fädelst dich auf die B17 Richtung Schwangau ein und folgst den Schildern. Adresse fürs Navi: Seestraße 81, 87645 Schwangau. Kaum angekommen, merkt man: Hier wird geklotzt, nicht gekleckert.

Die Parzellen sind riesig. Wer mit einem Liner anreist, der so groß ist wie ein kleiner Reisebus, hat hier keine Schweißperlen auf der Stirn beim Rangieren. Strom, Wasser, Abwasser – alles direkt am Platz. Das Highlight ist aber zweifellos die "Relax Alm". Nach einer Wanderung in die Sauna zu gehen und danach im Whirlpool zu sitzen, während draußen der Nebel über den See zieht, hat schon was. Es ist Wellness-Camping auf hohem Niveau. Wassersportler schlappen einfach mit dem SUP unter dem Arm die paar Meter zum Ufer. Das Wasser ist hier oft spiegelglatt am Morgen. Ein kleiner Wermutstropfen? In der Hochsaison ist es hier voll. Richtig voll. Wer Stille sucht, muss früh aufstehen oder in der Nebensaison kommen.

Camping Seewang: Die unaufgeregte Alternative

Ein paar Kilometer weiter nördlich ticken die Uhren etwas langsamer. In Rieden am Forggensee, genauer gesagt im Ortsteil Tiefental (Adresse: Tiefental 1, 87669 Rieden), liegt Camping Seewang. Um hierher zu kommen, lässt man Füssen links liegen und steuert über die B16 Richtung Marktoberdorf. Wenn das Schild "Tiefental" auftaucht, einfach dem Instinkt und der Straße zum Wasser folgen.

Was diesen Platz sympathisch macht, ist seine Bodenständigkeit. Er schreit nicht "Luxus", er flüstert "Erholung". Da er ganzjährig geöffnet ist, trifft man hier auch im November oder Februar die ganz Harten, die Wintercamping lieben. Die Stellplätze sind gut befestigt, was bei Allgäuer Regenwetter Gold wert ist, damit man nicht im Matsch versinkt. Besonders charmant ist der Bereich vor der Schranke. Für alle, die spontan anreisen und keine Lust auf Rezeptions-Bürokratie haben oder spät abends ankommen, ist das eine feine Sache.

Man hört hier das Wasser. Tatsächlich. Es schwappt leise gegen das Ufer, und die Hafenanlage gibt dem Ganzen ein maritimes Flair – nur eben mit Bergen im Hintergrund. Wer keine eigenen "Wadl" (Waden) aus Stahl hat, leiht sich am Platz ein E-Bike. Die Runde um den See sind gut 30 Kilometer, und mit Motorunterstützung ist das auch ohne Training ein Genuss. Morgens gibt’s frische Brötchen am Kiosk; kein unnötiger Schnickschnack, aber alles, was man zum Überleben braucht.

Camping Magdalena: Wo der Vogel den Wecker ersetzt

Nicht weit entfernt, im Riedener Ortsteil Osterreinen, versteckt sich Camping Magdalena (Bachtalstraße 10, 87669 Rieden). Die Anfahrt ähnelt der nach Seewang – A7, B16, dann aber gezielt nach Osterreinen abbiegen. Der Platz liegt terrassenförmig angelegt, was den unschätzbaren Vorteil hat, dass man dem Vordermann nicht direkt auf den Frühstücksteller schaut, sondern über ihn hinweg auf den See.

Die Atmosphäre hier ist familiär, fast schon dörflich. Es sind gut 120 Stellplätze, also überschaubar. Man kennt sich, man grüßt sich mit einem "Servus" oder "Griaß di". Besonders schön ist, dass hier noch viel Wert auf Natürlichkeit gelegt wird. Statt akkurat getrimmter Hecken darf auch mal ein Busch etwas wilder wachsen. Das Vogelgezwitscher am Morgen ist kein Marketingversprechen, sondern realer Lärmpegel – aber der angenehmen Art.

Auch von hier sieht man Neuschwanstein, wenngleich es aus dieser Perspektive etwas kleiner wirkt. Dafür hat man beim Baden oft mehr Ruhe. Der Platz ist ein idealer Startpunkt für Wanderungen, ohne dass man erst das Wohnmobil bewegen muss. Einfach die Wanderschuhe schnüren und loslaufen. Die Sanitäranlagen sind sauber und funktional; man muss hier keine Angst vor kaltem Wasser haben.

Wohnmobilpark Schwangau: Pragmatismus trifft Königsnähe

Seien wir ehrlich: Manchmal will man kein "Chichi". Manchmal will man einfach nur ankommen, den Stecker reinstecken und fertig. Genau dafür ist der Wohnmobilpark Schwangau da. Er liegt in der Bannwaldseestraße 1, 87645 Schwangau. Anreise über die B17, vorbei am Trubel, direkt neben dem Camping Bannwaldsee. Achtung: Er liegt nicht direkt am Forggensee, sondern strategisch dazwischen.

Die 24 Stellplätze sind das, was man "quadratisch, praktisch, gut" nennt. 6 mal 10 Meter. Da passt auch das Dickschiff drauf. Jeder Platz hat seine eigene Versorgungssäule. Das ist technischer Komfort, den mancher Camping-Romantiker vielleicht belächelt, den man aber zu schätzen weiß, wenn man nachts nicht mit der Kabeltrommel durch den Regen rennen will.

Dieser Platz ist das Basislager für "Macher". Leute, die morgens früh raus wollen zu den Königsschlössern, um vor den asiatischen Reisegruppen da zu sein. Oder die rüber zum Bannwaldsee wollen, der oft etwas wärmer ist als der Forggensee. Es ist kein Platz, um drei Wochen lang vor dem Wohnmobil zu sitzen und die Aura zu suchen, aber für ein paar Tage Action im Allgäu ist er genial positioniert.

Camping Hopfensee: Die "Riviera" gleich ums Eck

Okay, technisch gesehen schummle ich hier etwas. Der Campingplatz Hopfensee liegt nicht am Forggensee. Aber er liegt so verdammt nah dran (Fischerbichl 17, 87629 Füssen-Hopfen am See), dass es fahrlässig wäre, ihn zu ignorieren. Von der A7 kommend ist man ruckzuck in Hopfen am See.

Man nennt Hopfen am See auch die "Riviera des Allgäus". Klingt hochgestochen? Vielleicht. Aber wenn man an der Uferpromenade flaniert und die Sonne im Süden über den Tannheimer Bergen steht, versteht man den Vergleich. Der Campingplatz selbst ist eine Institution. Ein 5-Sterne-Platz, der diesen Titel auch wirklich lebt. Das Hallenbad und der Wellnessbereich sind besser als in manchem Hotel. Für Familien ist der flache Badestrand am Hopfensee ein Segen, weil man nicht ständig Angst haben muss, dass der Nachwuchs im tiefen Wasser verschwindet.

Das "Haus der Gäste" bietet Schlechtwetter-Alternativen, die über einen traurigen Tischkicker hinausgehen. Spielzimmer, Lesehalle, Fitness. Wer hier campt, sucht nicht das Abenteuer Wildnis, sondern maximalen Komfort. Es ist fast schon ein bisschen dekadent, aber mein Gott, man gönnt sich ja sonst nichts.

Ein paar letzte Takte zum "Vanlife" im Allgäu

Das Allgäu ist wunderschön, aber es ist auch voll. Besonders an den Wochenenden und in den Ferien. Das "Vanlife", von dem auf Instagram alle träumen – einsam am See stehen, Lagerfeuer, niemand weit und breit – das gibt es hier so legal eigentlich nicht. Freistehen wird streng kontrolliert und teuer bestraft. Und ganz ehrlich: Die Bauern hier haben auch langsam die Nase voll von zugeparkten Wiesen.

Deshalb mein Rat an dich: Buche vor. Besonders bei Camping Brunnen oder am Hopfensee ist eine spontane Anreise im Juli oft so aussichtsreich wie ein Sechser im Lotto. In der Nebensaison, so ab Mitte September, wenn das Licht golden wird und die Luft klarer, ist es am schönsten. Dann hat man Platz, Ruhe und dieses unbeschreibliche Gefühl, wenn die Berge zum Greifen nah scheinen. Pack dir nen dicken Pulli ein, nimm dir Zeit für ein ordentliches Bier von einer lokalen Brauerei (Zötler, Kössel oder Postbrauerei – alles trinkbar!) und genieß die Show, die dir die Natur hier bietet. Pfiati!

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