Unterallgäu & Wellnessregion

Allgäu Skyline Park: Bayerns größter Freizeitpark mit über 60 aufregenden Attraktionen

Zwischen München und Lindau wartet ein Freizeitpark, der weniger auf Plastik-Fassaden setzt und dafür mehr auf ehrlichen Magenkribbel-Faktor. Wer seine Badehose zum Achterbahnfahren mitbringt, hat hier schon halb gewonnen.

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Zwischenablage

Wer auf der A96 von München Richtung Lindau brettert, sieht es schon von Weitem blitzen. Silberner Stahl, der sich unnatürlich hoch in den bayerischen Himmel schraubt. Das ist kein futuristisches Stromkraftwerk, sondern der Skyline Park bei Bad Wörishofen. Man muss schon zweimal hinschauen, denn die Dimensionen passen auf den ersten Blick so gar nicht in das flache Land des Unterallgäus, wo sonst eher Maisfelder und vereinzelte Traktoren das Bild prägen. Der Park ist ein Kuriosum. Er ist nicht am Reißbrett eines amerikanischen Konzerns entstanden, sondern gewachsen. Und das spürt man auf jedem Meter.

Es ist diese Mischung aus provinzieller Gemütlichkeit und technischem Größenwahn, die den Laden so sympathisch macht. Hier riecht es nach gebrannten Mandeln, nach altem Schmierfett und nach Ozon. Der Betreiber, die Familie Löwenthal, kommt ursprünglich aus dem Schaustellergewerbe. Das merkt man. Der Park wirkt oft weniger wie ein steriler Themenpark, sondern eher wie ein "Volksfest, das einfach stehen geblieben ist". Es gibt keine riesigen Pappmaché-Schlösser oder animatronische Dinosaurier, die Geschichten erzählen wollen. Hier geht es ums Fahren. Ums Drehen. Und darum, das Frühstück möglichst bei sich zu behalten.

Höhenluft schnuppern – aber richtig

Das absolute Prunkstück, zumindest was die reine, nackte Höhe angeht, ist der "Allgäuflieger". Ein Kettenkarussell. Klingt erst mal nach Kindergeburtstag, ist es aber nicht. Das Ding ist ein Mordsdrum von einem Turm. Mit knapp 150 Metern Höhe ist es das höchste Flugkarussell der Welt. Wenn man da unten steht und den Hals verrenkt, wird einem schon schwindelig. Oben weht ein ganz anderer Wind. Wortwörtlich.

Selbst im Hochsommer, wenn unten die Hitze steht, kann es da oben zapfig kalt sein. Man sitzt in diesen fast filigran wirkenden Sitzen, nur gesichert durch einen Bügel, und schraubt sich langsam, fast quälend langsam, nach oben. Die Aussicht ist brutal. Bei Föhn siehst du die Alpenkette, als läge sie direkt hinter dem Parkplatz. Manchmal sieht man aber auch nur die eigenen Füße und fragt sich, warum man das eigentlich macht. Die Stille da oben ist fast unheimlich, nur das Surren des Windes in den Stahlseilen ist zu hören. Dann geht es rund. Nicht schnell, eher majestätisch. Ein Flug über das Allgäu, der sich gewaschen hat.

Ganz anders der "Sky Wheel". Das war lange Zeit das Aushängeschild des Parks. Eine Überkopf-Achterbahn ohne Boden. Man wird senkrecht, also wirklich im 90-Grad-Winkel, in den Himmel gezogen. Der Druck auf den Brustkorb ist enorm. Oben angekommen, hängt man kurz kopfüber in den Gurten – Blut schießt in den Kopf, Orientierung null – bevor die Schraube nach unten führt. Das Geräusch der Bahn ist charakteristisch; ein tiefes Grollen, das durch den ganzen Park hallt. Wer hier aussteigt, hat meistens erst mal weiche Knie und braucht eine Bank.

Nostalgie zwischen den Bäumen

Aber der Park kann auch anders. Wenn man genug hat von Adrenalin und Übelkeit, lohnt sich ein Abstecher in die ruhigeren Ecken. Und die gibt es tatsächlich reichlich. Was viele nicht auf dem Schirm haben: Der Skyline Park ist erstaunlich grün. Zwischen den Fahrgeschäften liegen kleine Seen, Bachläufe und unzählige Bäume. Das wirkt alles nicht so künstlich angelegt wie in anderen Parks, sondern eher wie ein großer Garten, in den jemand zufällig ein paar Karussells gestellt hat.

Da gibt es zum Beispiel die "Krinoline". Ein Klassiker, den man eigentlich nur noch von der Wiesn kennt. Eine Blaskapelle (wenn auch hier meist vom Band) spielt bayerische Marschmusik, während sich die Gondeln unter einem Baldachin sanft auf und ab bewegen. Das ist Entschleunigung pur. Oder die "Alte Liebe", eine Schiffschaukel, die so sehr quietscht, dass man meint, sie fällt gleich auseinander. Tut sie natürlich nicht. Aber dieses Quietschen gehört einfach dazu, das ist der Soundtrack der Kindheit. Es sind diese Ecken, wo der Park seinen Schausteller-Charme voll ausspielt. Man fühlt sich ein bisschen in die 80er Jahre zurückversetzt, und das ist durchaus positiv gemeint.

Auch für die Kleinen ist gesorgt, aber anders als anderswo. Es gibt Baustellen-Spielplätze, wo Kinder mit echtem Kies baggern können. Simpel, aber effektiv. Manchmal braucht es gar keine High-Tech-Animation, manchmal reicht ein Haufen Dreck und eine Schaufel. Das haben die Löwenthals verstanden.

Die Sache mit der Badehose

Jetzt mal Hand aufs Herz: Wer nimmt Badezeug mit in einen Freizeitpark? Im Skyline Park sollte man das tun. Das ist so ein Alleinstellungsmerkmal, das viele erst kapieren, wenn sie neidisch am Beckenrand stehen. Mitten im Park gibt es ein Spaßbad mit Rutschen. Im Eintrittspreis inbegriffen. An heißen Tagen im August ist das der absolute Lebensretter.

Stell dir vor: Du bist gerade drei Runden Achterbahn gefahren, bist durchgeschwitzt und dann springst du einfach ins kühle Nass. Neben dir rauscht die Wildwasserbahn vorbei, und Kinder kreischen. Das Bad ist nicht riesig, eher so ein besseres Freibad-Becken, aber die Kombination ist genial. Es bricht diesen typischen Freizeitpark-Rhythmus von "Anstehen, Fahren, Anstehen". Man kann sich einfach mal für eine Stunde auf die Wiese legen und trocknen, bevor man sich wieder ins Getümmel stürzt.

Essen fassen – Bodenständig und bezahlbar

Kulinarisch darf man keine Wunder erwarten. Es gibt keine Molekularküche und auch kein Sushi am Fließband. Muss aber auch nicht. Was es gibt, ist solide Hausmannskost und der übliche Fast-Food-Kram. Currywurst, Pommes, Burger. Aber eben auch Kässpatzen, die diesen Namen verdienen, und keine Fertigpampe sind. Die Preise sind – und das muss man im Vergleich zu den großen Konkurrenten wie dem Europa-Park echt loben – noch halbwegs auf dem Teppich geblieben. Man wird nicht komplett arm, wenn man sich eine Bratwurst kauft.

Ein echter Geheimtipp unter Sparfüchsen ist das Löwi-Frühstück. Wer früh kommt und das bucht, zahlt für Eintritt und Frühstück oft einen sehr fairen Kombi-Preis. Da sitzt man dann morgens um neun, mampft sein Brötchen, schaut zu, wie die Fahrgeschäfte ihre Testrunden drehen, und plant die Route. Hat was.

Der "Sky Dragster" – Gib Gas, wenn du dich traust

Ein Ding muss noch erwähnt werden, weil es technisch ziemlich ausgefuchst ist: der "Sky Dragster". Das ist so eine Art Motorrad-Achterbahn. Der Clou dabei ist, dass du das Tempo selbst bestimmst. Du sitzt auf diesem Bock, hast einen Gasgriff in der Hand und kannst theoretisch voll aufdrehen. Praktisch trauen sich das die wenigsten beim ersten Mal. Die Strecke ist kurvig, und die Fliehkräfte ziehen ordentlich. Wenn man mit Vollgas in die Kurve geht, hat man das Gefühl, gleich aus dem Sattel zu fliegen. Natürlich ist das alles sicher, TÜV und so weiter, aber das Gefühl ist echt. Es ist dieses bisschen Eigenverantwortung, das den Reiz ausmacht. Nicht nur passagier sein, sondern Pilot. Zumindest fühlt es sich so an.

Wann hin und wie weg?

Die Anreise ist denkbar einfach, direkt an der A96 Ausfahrt Bad Wörishofen. Parkplätze gibt es zuhauf, und – man höre und staune – sie sind kostenlos. In welchem Freizeitpark gibt es das heute noch? Wer mit der Bahn kommt, fährt bis zum Bahnhof Rammingen. Von da ist es ein Fußmarsch von etwa einer Viertelstunde. Der Weg ist nicht besonders schön, führt halt an der Straße entlang und durchs Feld, aber machbar.

Die beste Zeit? Unter der Woche, außerhalb der Ferien. Logisch. Aber selbst wenn es voll ist, verteilen sich die Massen ganz gut, weil das Gelände weitläufiger ist, als es von der Autobahn aussieht. Wenn man Pech hat, steht man am "Sky Wheel" oder beim Rafting trotzdem mal 40 Minuten. Da hilft nur Geduld oder ein Eis. Im August gibt es oft das Event "Skyline Park bei Nacht". Da ist dann richtig Halligalli mit Feuerwerk und Lasershow. Hat seinen eigenen Reiz, ist aber auch laut und voll. Muss man mögen.

Kurzum: Der Skyline Park ist kein gelecktes Disneyland. Er hat Ecken und Kanten, manchmal bröckelt irgendwo ein bisschen der Putz oder ein Weg ist gesperrt, weil wieder was Neues gebaut wird. Aber genau das macht ihn menschlich. Er ist ehrlich. Wer Bock auf wilde Fahrgeschäfte hat, ohne dabei von einer künstlichen Maus umarmt zu werden, ist hier genau richtig. Basst scho, würde der Allgäuer sagen – und das ist das höchste Lob.

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